Wissenschaft – Vom Erleben zum Verstehen
17.09.2024Wie viel Mathematik steckt in der Medizin? Was macht ein Axolotl so besonders? Und wie entlockt man einer Zitrone den Duft? Die MINT-Sommerschule lud Schülerinnen und Schüler ein in die Welt der Wissenschaften.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den abgeschlossenen 10. und 11. Klassenstufen, die aus ganz Deutschland nach Würzburg gekommen waren, konnten sich auf ein vielfältiges Programm freuen: In packenden Vorträgen, spannenden Exkursionen und vielen Praxisseminaren lernten sie Inhalte und Studiengänge der Fachbereiche Mathematik, Biologie, Physik und Chemie kennen.
Die MINT-Sommerschule bot vom 2. bis 6. September 2024 die Gelegenheit, in wissenschaftliche Themen hineinzuschnuppern, das Studium an einer Uni kennenzulernen und in Gemeinschaft Gleichaltriger auf eigene Faust die Stadt und das Campus-Leben zu erforschen.
Mathe steckt in (fast) allem
Theorie und praktische Anwendungen bot die Mathematische Fakultät den Schülerinnen und Schülern – etwa bei der Berechnung von Komponenten für Computertomographen. „Wir wollen“, so Dr. Theresa Lechner vom Institut für Mathematik, „junge Menschen für ein Studium der Mathematik begeistern, weil Mathematik hinter allem steckt, was in Zukunft wichtig wird – und weil sie schön ist“.
Ihr Mathe-Wissen konnten Schülerinnen und Schüler bei der MINT-Sommerschule in einem spannenden Wettbewerb anwenden: Zwei Teams untersuchten mathematische Fragestellungen, korrekte Lösungen wurden mit Punkten belohnt. Der Kniff: Das gegnerische Team konnte alternative Lösungsvorschläge unterbreiten und so selbst wertvolle Punkte sammeln.
Um neben den Seminarräumen auch den Campus zu entdecken, hatte Dr. Theresa Lechner eine Rallye quer über das Hubland organisiert. Das Ziel: Nach bestimmten Hinweisen Orte auf dem Campus finden – und dadurch die Uni kennenlernen. Deren Größe hat die 15-jährige Melina, die an den Mathematik-Veranstaltungen teilgenommen hat, beeindruckt. „Es ist riesig – aber die Uni gefällt mir sehr. Und ich kann mir gut vorstellen, hier eines Tages zu studieren!“ Auch Alexandra ist von der JMU begeistert: „Ich habe im Rahmen mehrerer Praktika bereits in andere Universitäten hineingeschnuppert“, verrät die technikbegeisterte 17-Jährige, „und ich finde die JMU großartig, um ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren.“
Die Geheimnisse der Zitrone lüften
Rein in den Laborkittel und mit Experimenten starten: Beim MINT-Programm der Chemie lernten Schülerinnen und Schüler nicht nur die Vielfalt eines Chemie- und Pharmaziestudiums kennen – auch in den Labors der Chemie am Hubland wurden sie rasch heimisch.
„Wir wollen die jungen Menschen auf eine Entdeckungsreise rund um unsere Fächer einladen“, erläuterte Dr. Daniel Bellinger. Dazu hatte der Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie und Pharmazie mit Kolleginnen und Kollegen Kisten mit verschiedenen Gerätschaften gepackt, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen im Labor experimentieren konnten. „Eine Aufgabe ist es, Duftstoffe aus Zitronen herzustellen“, so der Chemiker, der die MINT-Sommerschule bereits im letzten Jahr mitgestaltet hatte – und sich über das positive Feedback der Teilnehmenden freute.
„Ich weiß noch nicht genau, was ich nach dem Abi studieren möchte“, schildert die 15-jährige Michelle beim Aufsetzen der großen Labor-Schutzbrille. „Daher ist die MINT-Sommerschule eine gute Möglichkeit für mich herauszufinden, ob mir ein Studium gefallen könnte. Pharmazie fand ich besonders interessant, weil es verschiedene Fachbereiche kombiniert, die mich interessieren.“ Auf die Sommerschule hat sie eigentlich ihr Physiklehrer hingewiesen. „Aber dann habe ich mich für das Fach Chemie entschieden“, lacht sie.
Eine Vorstellung vom Studium bekommen
Auch Cecilia hatte über ihren Physik-Lehrer von der MINT-Sommerschule erfahren. „Am besten haben mir die Vorträge über die Quantencomputer sowie die astronomischen Themen gefallen“, erinnert sie sich an das Programm der Physik-Sommerschule. Und sie genießt die Gemeinschaft während der Woche: „Beim Grillen konnte man schnell viele Kontakte schließen – und es war super-spannend, bei der Campus-Rallye die Uni auf eigene Faust zu erkunden.“
Hendrik ist zum ersten Mal an einer Uni und hat sich für die Physik-Sommerschule entschieden, weil er wissen möchte, wie die Dinge um ihn herum funktionieren. Dazu untersucht er mit Mitschülern im Touch-Science-Labor Röntgenaufnahmen von Alltagsgegenständen. Sein Fazit: „Die Informationsdichte hier ist wesentlich höher als in der Schule, das habe ich im Laufe der Woche gelernt.“ Was ihn aber nicht abschreckt, sondern angespornt habe: „Ich habe jetzt eine richtig gute Vorstellung davon bekommen, was es bedeutet, Physik zu studieren.“
Über das große Interesse und das positive Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer freut sich Adriana Pálffy-Buß, die die Physik--Sommerschule organisiert hat: „Wir wollen die Begeisterung der jungen Generation für Physik wecken“, so die Professorin für Theoretische Quanteninformation und Quantenoptik an der JMU. „Dazu bieten wir Vorlesungen zu aktuellen Themen wie KI, Klimaschutz und Quantentechnologie. Und dank interaktiver Angebote wie dem Touch-Science-Labor setzen sich Schülerinnen und Schüler mit gesellschaftlichen Fragestellungen der Physik auseinander – wie Umweltschutz oder Medizin.“
Forschen zwischen Regenwald und Wüstenklima
Dass Wissenschaft mehr ist, als viel Zeit in Bibliotheken und Studierzimmern zu verbringen, erfuhren auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der MINT-Sommerschule der Fakultät für Biologie: „In unserem LehrLernGarten bringen wir Studierende und Schulklassen zusammen“, erläutert Emily Schweitzer-Martin, wissenschaftliche Koordinatorin des LehrLernGartens. „Im Rahmen der MINT-Sommerschule präsentieren wir die ganze Bandbreite unseres Faches. Heute haben wir uns mit der Bionik von Pflanzen beschäftigt – und überlegt, was sich Menschen von der Statik der Pflanzen abschauen können.“
In den Gewächshäusern des Botanischen Gartens der Universität erfuhren die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Klimazonen wie Regenwald und Wüstenklima hautnah – und begegneten exotischen Pflanzen und Tieren. So wie dem Axolotl, einem Molch, der in der Lage ist, seine Gliedmaßen und Organe zu regenerieren, eine Fähigkeit, die für medizinische Anwendungen interessant ist.
„In Seminaren über Parasiten habe ich gelernt, wie diese Einflüsse auf den Menschen nehmen – nicht nur rein biologisch, sondern auch wie sie unsere Kultur geprägt haben, zum Beispiel in Filmen“, beschreibt Christoph seine Erlebnisse der Biologie-MINT-Sommerschule. Besonders gut gefallen haben ihm die praktischen Übungen: „Wir haben Bodenproben genommen und unter dem Mikroskop auf Insekten und Bakterien untersucht“. Aber nicht nur die fachlichen Aspekte haben den 18-Jährigen motiviert, an der Sommerschule teilzunehmen: „Ich wollte wissen, wie das Studium an einer Universität aussieht – schon die Größe und Weitläufigkeit des Campus haben etwas Befreiendes – ein Studium hier kann ich mir gut vorstellen!“
Die MINT-Erfolgsgeschichte fortschreiben
Besondere Unterstützung erhielt die MINT-Sommerschule auch in diesem Jahr von der Mapara-Stiftung, deren Gründer, Dr. Klaus D. Mapara, mehrere Veranstaltungen besuchte und sich mit den Organisatorinnen und Organisatoren austauschte. Besonders erfreut zeigte er sich über das Engagement aller Beteiligten: „Es ist toll, wie es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JMU gelungen ist, junge Menschen für ihre Fächer zu begeistern. Und ich bin überzeugt, dass die Förderung der MINT-Sommerschule richtig und sinnvoll ist!“
Einen wichtigen Baustein für den Erfolg der MINT-Sommerschule sieht er vor allem in der Nachhaltigkeit der Bildungsarbeit: „Beständige und qualitätvolle Angebote sind von besonderer Bedeutung“, unterstrich er im Gespräch mit Organisatorin Professorin Adriana Pálffy-Buß. „Diese Nachhaltigkeit ist wichtig – das drücken wir auch mit der fortwährenden Unterstützungsarbeit unserer Stiftung aus!“
Neben der Mapara-Stiftung wurden die MINT-Sommerschulen auch in diesem Jahr wieder zusätzlich von der Wilhelm und Else Heraus-Stiftung sowie der Gesellschaft Deutscher Chemiker gefördert.