Oberseminar Didaktik der Mathematik - N. Unshelm

Komplexe, fächerübergreifende Herausforderungen der Gesellschaft, wie die Rohstoffversorgung, Klimaveränderungen oder Krankheiten, machen es häufig erforderlich, Wissen und Arbeitsweisen der einzelnen MINT-Disziplinen zu kombinieren. Folglich wird von verschiedenen Seiten gefordert, interdisziplinäres Arbeiten bereits in der schulischen MINT-Bildung zu fördern. Daher soll die Rolle der Mathematik im Rahmen interdisziplinärer MINT-Kontexte betrachtet werden. Insbesondere stehen dabei Fragestellungen im Fokus, bei denen eine Verbindung aus Mathematik und Chemie vorliegt, da diese häufig wenig wahrgenommen wird. Meta-Analysen zeigen positive Auswirkungen interdisziplinärer Ansätze zwischen der Mathematik und den Naturwissenschaften. Gleichzeitig fallen jedoch bei der Analyse von Forschungsergebnissen zur Bearbeitung interdisziplinärer Aufgaben teilweise Probleme und Schwierigkeiten von Lernenden im Übergang zwischen der Mathematik und Chemie sowie insbesondere unterschiedliche Erklärungsansätze dafür auf. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass Probleme bei der Anwendung von Mathematik vorliegen. Da die Anwendung von Mathematik einen wichtigen Gesichtspunkt des Grundvorstellungskonzeptes darstellt, sind mathematische Grundvorstellungen zur Bearbeitung interdisziplinärer Aufgaben möglicherweise nicht ausreichend vorhanden. Durch die Ausbildung mathematischer Grundvorstellungen im Rahmen der individuellen Begriffsbildung sollen Lernende dazu befähigt werden mathematische Inhalte verständnisorientiert anzuwenden.

Im Rahmen des Vortrags wird theoriebasiert die Vermutung begründet, dass Probleme bei der Bearbeitung interdisziplinärer Aufgaben aus einem mangelnden Vorliegen mathematischer Grundvorstellungen im MINT-Kontext resultieren. Daran anknüpfend stellt sich die Frage, wie mathematische Grundvorstellungen im MINT-Kontext identifiziert werden können. Dazu werden erste Überlegungen zur methodischen Herangehensweise vorgestellt und diskutiert.