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Institut für Mathematik

Nachricht Februar 2003

Professor Dr. Woldemar Barthel wird 75 Jahre

Am 8. Februar feiert Prof. Dr. Woldemar Barthel seinen 75. Geburtstag. Seit 1964 bis zu seiner Emeritierung 1993 hatte er den Lehrstuhl für Mathematik III an der Universität Würzburg inne, dessen Schwerpunkt die Geometrie bildet.

Sein wissenschaftliches Arbeitsgebiet war neben der Konvexgeometrie vor allem die Differentialgeometrie, in der mit Methoden der Analysis geometrische Gebilde wie Kurven oder Flächen in unterschiedlichen Räumen untersucht werden. Bei seinen Forschungen in der Finsler- und Arealgeometrie sowie in der affinen Differentialgeometrie haben ihn stets Grundlagenfragen am meisten interessiert; durch genaue Analyse der Grundstrukturen erfuhr die Theorie der untersuchten Gegenstände durch ihn Klarheit und Transparenz.

Woldemar Barthel wurde 1928 in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz geboren. 1946 legte er in Chemnitz sein Abitur ab und begann in Leipzig mit dem Studium der Mathematik, Physik und Philosophie. 1948 wechselte er nach Freiburg und promovierte dort 1952 bei Wilhelm Süß mit einer Arbeit über Finslergeometrie.

Nach einjähriger Tätigkeit in der Wirtschaft erhielt er 1954 ein Angebot als Assistent an der Universität in Saarbrücken, die damals noch von französischen Professoren dominiert war.

1957 habilitierte er sich in Freiburg mit einer Arbeit zur Konvexgeometrie, wurde 1963 außerplanmäßiger Professor in Saarbrücken und erhielt 1964 den Ruf nach Würzburg.

Prof. Barthel setzte sich intensiv für den personellen und räumlichen Ausbau des Mathematischen Instituts ein, war über Jahre dessen Geschäftsführender Direktor und engagierte sich bei der Planung des Neubaus Am Hubland, der 1974 bezogen werden konnte.

Obwohl sein Hauptarbeitsgebiet die Geometrie abstrakter, der Vorstellung kaum zugänglicher Räume bildete, war es ihm stets ein Anliegen, die Geometrie - dort wo es möglich ist - im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich zu machen. So förderte er schon zu einer Zeit die Computergrafik, als Begriffe wie "Informatik" oder "Personal Computer", die man heute im allgemeinen damit verbindet, noch kaum erfunden waren. Ihr Anwendungsgebiet sah er einmal in der Lehre, um Studenten sonst nicht greifbares Anschauungsmaterial zur Verfügung zu stellen, zum anderen aber auch in der Forschung.

In seinem Vorlesungsangebot zeigte Prof. Barthel eine große Breite, von der Mathematischen Logik über alle klassischen mathematischen Gebiete bis hin zu den mathematischen Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Mit seinen hohen Ansprüchen an Exaktheit und Gründlichkeit setzte er den Studenten hohe Maßstäbe. Seine Hörer erinnern sich dankbar an seine gut vorbereiteten Vorlesungen und Seminare, in denen auch grundsätzliche, zum Beispiel erkenntnistheoretische Fragen behandelt wurden.