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Institut für Mathematik

Nachricht März 2016

Nachruf auf Prof. Dr. Uwe Helmke

Am 1. März 2016 verstarb völlig unerwartet unser geschätzter Kollege Uwe Helmke im Alter von 63 Jahren.

Uwe Helmke hat durch seine zahlreichen Forschungsbeiträge zu den verschiedensten Bereichen der mathematischen Kontrolltheorie eine führende Rolle erlangt und hohes internationales Ansehen genossen. Er veröffentlichte sechs Bücher, über 100 Zeitschriftenartikel, 28 Buchbeiträge sowie über 70 wissenschaftliche Arbeiten auf internationalen Konferenzen. Als Mitherausgeber von sechs führenden wissenschaftlichen Zeitschriften und Mitorganisator von zahlreichen Konferenzen, Workshops und Sommerschulen war er weltweit vernetzt. Zusammen mit F. Allgöwer gelang es ihm in den letzten Jahren regelmäßig viele internationalen Größen der Kontrolltheorie ins Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach zu holen. In Anerkennung seiner Verdienste und wissenschaftlichen Leistungen wurden ihm unter anderem 2009 der IEEE Fellow Award und 2014 die Mitgliedschaft in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

Uwe Helmke studierte Mathematik und Physik an der Universität Bremen und promovierte dort 1983 bei D. Hinrichsen im Bereich algebraischer Systemtheorie zum Thema Zur Topologie des Raumes linearer Kontrollsysteme. Seine Habilitation erfolgte 1991 an der Universität Regensburg in M. Kneebuschs Arbeitsgruppe über reelle algebraische Geometrie zum Thema The Cohomology of Moduli Spaces of Linear Dynamical Systems. Seit 1995 hatte er den Lehrstuhl II für Dynamische Systeme und Kontrolltheorie an der JMU Würzburg inne. Dort war er zeitweise Dekan der Fakultät für Mathematik und Informatik, Prodekan der Graduate School of Science and Technology sowie Vorstand und Gründungsmitglied des Interdisziplinären Forschungszentrums für Mathematik in Naturwissenschaft und Technik.

Seine Begeisterung für Mathematik war sowohl für Studenten als auch für Kollegen hochgradig „ansteckend“. Grenzen zwischen reiner und angewandter Mathematik ignorierte er problemlos und die üblichen Berührungsängste zu anderen Natur- und Ingenieurswissenschaften waren ihm fremd. In beeindruckender Weise gelang es ihm immer wieder den mathematischen Kern angewandter Fragestellungen zu erkennen, herauszuarbeiten und schließlich in „rein“ mathematische Sätze und Formeln zu gießen. Seine Arbeitsgebiete deckten ein außergewöhnlich breites Spektrum der mathematischen Kontrolltheorie ab, der Schwerpunkt lag dabei auf der algebraischen Systemtheorie und geometrischen Kontrolltheorie. In seiner, gemeinsam mit J. Moore, 1994 veröffentlichten Monographie Optimization and Dynamical Systems – heute ein Standardwerk in ihrem Bereich – fanden seine wichtigsten Ergebnisse im Bereich dynamischer Systeme und deren Anwendung zur Optimierung auf Mannigfaltigkeiten Eingang. Sein aktuelles Interesse galt vor allem vernetzten linearen Systemen und führte 2015 zu der gemeinsam mit P. Fuhrmann verfassten Monographie The Mathematics of Networks of Linear Systems. Weitere Anwendungsfelder seiner Forschung umfassten neuronale Netze, Signalverarbeitung, Robotik und Computer-Vision, sowie die Steuerung quantenmechanischer Systeme.

Seine Fähigkeit zu begeistern und seine Gabe neue Konzepte transparent darzustellen, machten ihn zu einem gern gesehenen Gast auf Konferenzen und Kolloquien in aller Welt. Während seiner zahlreichen Forschungsaufenthalte arbeitete er mit vielen internationalen Größen der mathematischen Kontrolltheorie zusammen. Daraus entstand eine große Anzahl gemeinsamer Publikationen mit Brian D. O. Anderson (Australien), Christopher I. Byrnes (USA), Paul A. Fuhrmann (Israel), John B. Moore (Australien) und Joachim Rosenthal (Schweiz). Seine Verbindungen zu Australien und seine tiefe Freundschaft zu Paul A. Fuhrmann spielten dabei immer eine besondere Rolle.

Mit Uwe Helmke haben wir einen äußerst angesehenen Wissenschaftler, Kollegen und Freund verloren.

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